SK Lehrte  


Mitten im Abstiegskampf


  Tobias Brockmeyer   Thu, 06 Feb 2020 11:28:46

Das mit dem Gewinnen will unserer ersten Frauenmannschaft in diesem Jahr einfach nicht so richtig glücken. Auch zu sechst mussten wir am letzten Wochenende zwei Niederlagen einstecken.

Unsere Mannschaft, diesmal bestehend aus Fiona, Katharina, Lisa, Steffi, Nicole und Jana, spielt gegen Baden-Baden und gegen Karlsruhe. Gegen Baden-Baden waren selbstverständlich keine Mannschaftspunkte einkalkuliert, der Tabellenführer ist einfach eine oder mehrere Nummern zu groß für uns. Gegen Karlsruhe hingegen musste ein Sieg her, da die Mannschaft ebenso wie wir in der unteren Tabellenhälfte steht und wie wir um den Klassenerhalt kämpft.

An diesem Wochenende kamen aber nur ein 2:4 und ein 1:5 bei raus. Der Leser darf gerne mal raten, gegen wen wohl welches Ergebnis zustande kam. Und sollte er es nicht bereits wissen, hat er sich sicherlich dafür entschieden, dass wir gegen Baden-Baden mit 1:5 verloren haben. Überraschenderweise haben wir gegen Baden-Baden aber die zwei Brettpunkte mitgenommen. Das ist zwar schön, aber hilft uns leider nicht, wenn wir auf der anderen Seite gegen Karlsruhe nicht punkten. Das ganze lief so ab:

Fiona spielte gegen Annmarie Mütsch mit Weiß gegen einen Sveshnikov-Sizilianer und stand nach der Eröffnung ziemlich schnell auf Verlust. Ihre Gegner spielte sehr ungenau weiter und ließ Fiona zurückkommen, bis sie später sogar in einem Dame-Turm-Endspiel angenehmer stand. Wie hätte Fiona hier fortsetzen können, um ihre Gegnerin weiterhin zu kneten?

Lösung: Tf6 verhindert, dass Schwarz selbst mit seinem Turm die f-Linie besetzt und gewinnt den schwarzen f-Bauern. Danach kann Fiona mit ihrem Mehrbauern weiterhin auf Gewinn spielen. In der Partie folgte stattdessen Tc7, wonach der schwarze Turm die f-Linie erreicht und die Drohung des Vorlaufens des f-Bauern in Kombination mit dem schwachen weißen König die Partie entschieden hat.

Auch am zweiten Brett kam ein Sveshnikov-Sizilianer aufs Brett, gespielt von Katharina. Die Partie war eigentlich die ganze Zeit ziemlich ausgeglichen und auch im späteren Endspiel war nicht mehr viel los. Deswegen spielten wir an Brett 2 ebenso wie an Brett 3, wo die Partie jedoch vollkommen anders verlief, Remis. Lisa zwang ihre Gegnerin in der Eröffnung zur Aufgabe ihres kurzen Rochaderechts. In der langen Rochade fühlte der Gegner sich aber auch nicht besonders wohl und nachdem sie einen Bauern gewonnen hatte, konnte Lisa über weite Strecken einen Vorteil mitnehmen. Dann gab ihre Gegnerin ihr mit 31...Th6? die Chance, direkt eine Gewinnstellung zu erreichen. Wie muss Weiß dafür in der folgenden Stellung fortsetzen?

Lösung: Dxc6 Kxc6 Tac1 und der weiße Turm kommt nach c7, wonach die schwarze Stellung kollabieren wird.

Steffi spielte einen Leningrad-Holländer, der leider auf den weißen Feldern zusammenbrach. Und bei Nicole hatte die Eröffnung scheinbar nicht ganz geklappt, denn ihr König blieb in der Mitte stecken und ihr blieb nichts besseres übrig als in ein unangenehmes Endspiel abzuwickeln, in dem sie auf ihren schwachen Zentralbauern sitzen blieb. Zwar war das Endspiel noch zu verteidigen, doch ihre Gegnerin nutzte ihre praktisch besseren Chancen gekonnt und gewann. Schließlich kommen wir noch zu Janas Partie, in der ihre Gegnerin taktisch ihren Springer opfern und Vorteil erzielen konnte, weil Jana die Figur aufgrund von Mattdrohungen direkt zurückgeben musste. Ihr König blieb für den Rest der Partie schwach und auch den Bauern, den sie verloren hatte, sah sie nie wieder. Es blieb bei einem Brettpunkt.

Fazit für diesen Mannschaftskampf ist, dass wir definitiv die Chancen besser hätten nutzen müssen und in den nächsten Spielen, die wichtigen sind die gegen Leipzig und Erfurt, jetzt nichts mehr anbrennen lassen dürfen. Soviel sei nämlich schon mal gesagt: Nach dieser Niederlage bewegen wir uns absolut auf des Messers Schneide.

Weiter geht es zum Sonntag, der eigentlich deutlich besser lief. Ich weiß nicht, ob wir schon mal 2 Brettpunkte gegen Baden-Baden erzielt haben, aber das Ergebnis ist natürlich herausragend. Der einzige Haken ist, dass uns das keine dieser so wichtigen Mannschaftspunkte gibt.

Am Spitzenbrett spielte Fiona Remis gegen die Großmeisterin Alexandra Kosteniuk, die schon Frauen-Weltmeisterin war! Das ist als wirklich großer Erfolg zu verbuchen. An den Brettern dahinter wurden Katharina, Jana und Lisa nach allen Regeln der Kunst überspielt. Steffi musste über weite Strecken das gleiche Schicksal erdulden, doch in einem wirklich unschönen Endspiel gab ihre Gegnerin ihr Chancen, sich zu retten. Diese nutzte sie und ihre Gegnerin musste dann Remis forcieren.

Zum Abschluss nochmal eine Stellung. Die stand in der Partie von Nicole nach 37.Dc3?? auf dem Brett und war bis dahin auch komplett verloren. Schwarz hatte soeben auf e7 eine Leichtfigur geschlagen, die sozusagen hing, weil der Turm auf c7 ungedeckt war. Jetzt hat Schwarz allerdings die Möglichkeit, Weiß den Tag zu versauen. Wie?

Lösung: Das Problem von Dc3 ist, dass dieser Zug die Grundreihe vernachlässigt. Daher ist Dd5! hier der K.O.-Schlag. Nachdem sich Weiß um die Grundreihe gekümmert hat, nimmt Schwarz einfach den Bauern und hat eine Mehrfigur. Die Dame hängt aufgrund der Drohung ...Te1 nicht.

Nicole fand in dieser Stellung den einzigen Zug, der nicht verliert, sondern gewinnt und durfte zwei Züge später einen Punkt für sich eintragen. Im Gegensatz zum Samstag haben wir hier damit alle Chancen genutzt, die sich geboten haben.

Alles in allem haben alle an diesem Wochenende gute Leistungen gebracht, das Hauptproblem war, dass diese nicht gleichzeitig, sondern in zwei verschiedenen Mannschaftskämpfen kamen und wir uns dafür schließlich nichts kaufen können. Die Realität und das, was uns jetzt zu interessieren hat, ist, dass wir auf dem vorletzten Platz stehen, einen Mannschaftspunkt Rückstand auf Karlsruhe haben und Karlsuhe noch jede Menge Chancen auf weitere Punkte hat. Hofheim, Erfurt und Harksheide sind zwar auch noch mehr oder weniger in Reichweite, aber wir werden wohl nur in der Frauenbundesliga bleiben, wenn wir gegen Leipzig und Erfurt gewinnen und zusätzlich noch entweder gegen die stärkeren Mannschaften punkten oder die Ergebnisse der anderen Abstiegskandidaten für uns glücklich laufen. Da ich ja Optimist bin, würde ich aber sagen, dass wir uns nur darauf konzentrieren müssen, unsere Partien zu gewinnen, dann werden die Gegner schon irgendwie mithelfen.