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Endlich wieder am Brett: Wie war Willingen?


  Tobias Brockmeyer   Wed, 30 Jun 2021 15:57:04

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Viele dürften es mitbekommen haben: In der letzten Woche fand erstmals seit langem wieder ein Schachturnier mit Lehrter Beteiligung statt, das an tatsächlichen Brettern gespielt werden konnte. Die Rede ist von den Deutschen Vereinsmeisterschaften in Willingen. Vom 23.-27. Juni kämpften rund 500 Teilnehmer um die Deutsche Meisterschaft in den Altersklassen U14, U14w, U16, U20 und U20w.

Unter strengen Hygieneauflagen konnte das Turnier trotz dieser großen Teilnehmerzahlen relativ Corona-konform durchgeführt werden: Teilnehmer trugen überall in den Turnierräumen Masken, desinfizierten sich regelmäßig die Hände, wurden mehrfach getestet und spielten auch während der Partien mit mehr Abstand als üblich. Weil dieser Artikel aber kein Leitfaden zum Einhalten von Corona-Richtlinien, sondern ein Turnierbericht ist, klammern wir den nervigen Virus jetzt erstmal aus.

Unsere U20-Mannschaft (mit den Spielern FM Nico Stelmaszyk, Thore Meiwes, Philip Reimer, Jonas Dornieden, Tobias Brockmeyer und Leon Niemann) trat am Dienstag die Anreise an. Das hatte den Vorteil, dass der gesamte reguläre Anreisetag (nämlich Mittwoch)  für eine allgemeine Turniervorbereitung genutzt werden konnte. Dazu gehörte neben dem Blitzen von einigen Partien am echten Brett (ja, das ist mittlerweile gewöhnungsbedürftig) auch das Erklimmen des Ettelsbergs (natürlich zu Fuß und nicht mit dem Lift). Fitnessprogramm gehört schließlich auch zu einer guten Vorbereitung auf ein Schachturnier.

Am Mittwochabend trafen auch unsere Trainer und unsere U20w-Mannschaft (Finja Stelter, Lea-Marie Thiele, Shahnaz Daoud, Kaija Dielitzsch) ein. Wir waren bereit für das Turnier und begannen direkt den ersten Tag damit, uns nach dem Erscheinen der Auslosung bis ca. 2 Uhr vorzubereiten. Die U20 hatte mit der topgesetzten SG Porz direkt den härtesten Gegner des Turniers vor sich. Die lange Vorbereitung wurde aber mit einem 3:3 belohnt: Philip konnte gegen seinen Gegner FM Samuel Fieberg nach guter Eröffnungsphase entspannt remis halten. Ebenso sicherte sich Jonas ein remis, nachdem er zunächst ein Dauerschach ausließ, um auf Gewinn zu spielen. Eine vorbereitete gute Stellung erreichte auch ich, nachdem ich meinen Gegner mit 1.e4 überrascht hatte. Eine sehenswerte Zugzwangkonstellation nach 34.Lc4 nutzte ich aus, um meinen Gegner praktisch zu zwingen, sich selbst mattzusetzen. Auch Nico konnte gewinnen, indem er dem amtierenden Deutschen Vizemeister U18 im Endspiel eine Taktik vorsetzte, die darin resultierte, dass sein Gegner mit zwei Damen am Zug war und sich nicht gegen eine Mattdrohung wehren konnte. Leider wurde die Partie nicht zu Ende übertragen.

Als deutlicher Außenseiter war das Ziel unserer U20w in erster Linie, Erfahrung zu sammeln und möglichst viele Brettpunkte zu retten. Das gelang ihr erstmals in Runde 3, als Finja und Shahnaz jeweils gegen deutlich stärkere Gegnerinnen ein Remis retteten. Gegen den Lübecker SV wurde es damit eine 1:3-Niederlage. Nachdem es in Runde 4 nochmal eine 0:4-Klatsche gegen Lichtenberg gab, verdienten sich Finja und Shahnaz in den letzten Runden abwechselnd Remis und wurden trotz der auf den ersten Blick eher geringen Punktausbeute mit einem sehr ordentlichen DWZ-Plus belohnt.

In der U20 folgte auf das bärenstarke Auftakt-3:3 ein eher ernüchterndes 3:3 gegen den letztgesetzten PSV Uelzen. Zwar konnte man an den beiden hinteren Brettern den sehr deutlichen Spielstärkenunterschied von mehr als 600 Elo-Punkten nutzen und gewinnen, doch an den ersten vier Brettern blieb nur ein Brettpunkt für uns übrig: Jeweils Philip und Nico spielten remis.

Am Freitag konnte Jonas beide Partien gewinnen. Und am Abend wurde ihm auch prompt befohlen, damit direkt wieder aufzuhören, denn plötzlich schaffte das Team gar nichts mehr und verlor beide Spiele. Seiner Pflicht entsprechend gewann Jonas ab Samstag keine Partie mehr. Folgerichtig gewann die U20 am Samstag zweimal. Hier gewannen uns Thores kraftvoller Angriff in Runde 5 sowie erneut zwei Siege an den hinteren beiden Brettern die Runde.

Gegen Kreuzberg sicherte ich mit einem taktischen Remisgebot den Mannschaftssieg, nachdem Nico es geschafft hatte, eine sehr schwierige Stellung erfolgreich zu verteidigen, Thore ein remis gesichert hatte und es absehbar war, dass Leon, Jonas und Philip nah am Sieg sind. 4:2 lautete hier das Endergebnis.

Die letzte Runde hatte noch ein Duell gegen die OSG Baden-Baden im Angebot. Hier gelang Nico die Revanche gegen FM Niklas Schmider, der auf der letzten Deutschen Einzelmeisterschaft noch gegen Nico gewinnen konnte. Diesmal zeigte Nico ihm im Turmendspiel, wer der Endspielkönig am ersten Brett ist. Auch Thore gewann eine weitere Partie. Leider blieben das fast die einzigen Punkte: Es kam lediglich ein Remis von mir hinzu, nachdem ich im dritten Zug praktisch schon remis geboten hatte (ich hatte einen Rubinstein-Franzosen gespielt, um der gegnerischen Vorbereitung auszuweichen und schäme mich ehrlich gesagt dafür).

Ein nicht besonders erwähnenswerter 8. Platz im Mittelfeld war unser Turnierergebnis. Für die DVM 2021 im Dezember gebe ich meinen Platz gern an Anton ab und ich bin fest überzeugt, dass der Titel dort ordentlich in Angriff genommen wird. Das ganze Turnier war auch aus nicht-schachlicher Sicht ein tolles Event. Zum einen war es endlich wieder möglich, viele bekannte Gesichter nicht nur über Webcams zu sehen oder über Voicechats zu hören. Zum anderen hatten wir einen wirklich angenehmen Teamzusammenhalt mit unterhaltsamen Werwolf-Runden (bei uns Cheater in einem Blitzturnier statt Werwölfe) und ebenso lehrreichen wie teambildenden Vorbereitungen, bei der jeder viele Varianten zu den jeweils anderen Vorbereitungen beigesteuert hat.

Dazu trug auch unsere einheitliche Bekleidung in Trainingsanzügen, die uns die Comitec Group (eine Unternehmensgruppe, die von Philipp Kredig geleitet wird) freundlicherweise gesponsert hat. Wir wollen uns sehr herzlich für diese Unterstützung bedanken und sind natürlich fest überzeugt, dass wir so auch gleich viel besser gespielt haben. Die Comitec Group bietet eine IT-Beratung für Unternehmen und sowie Leistungen rund um Ton- und Beleuchtungstechnik für größere Veranstaltungen an. Damit könnte das Unternehmen natürlich auch für den einen oder anderen als Arbeitgeber interessant sein.

Ein weiterer Dank geht an die Lotto-Sportstiftung, die die Turniervorbereitung großzügig mit einer Bezuschussung des Vorbereitungstrainings unterstützt hat.

Im August wird der eine oder andere Lehrter sicherlich schon wieder in Willingen am Schachbrett sitzen. Dort wird hoffentlich die Deutsche Einzelmeisterschaft 2021 stattfinden. Doch zunächst ist es schön genug, auf ein großartiges Turnier in Willingen zurückzublicken, das Lust auf die Rückkehr zum realen Schachbrett gemacht hat.


Unsere Trainingszeiten
U10 Kinderschachteam Freitags, 17–18 Uhr
Jugend-Spielbetrieb (10 bis 18 Jahre) Freitags, 17–19 Uhr
Erwachsenen-Spielbetrieb Freitags, ab 20 Uhr
Schachtreff Dienstags, 19–22 Uhr

Jeweils im Haus der Vereine, Marktstraße 23

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