Tobias Brockmeyer Mon, 21 Sep 2020 13:23:57
Gestern ging eine weitere Saison für den SKL in der Jugendbundesliga zu Ende. Zum Glück hat keiner versucht, den Rekord einer 70-minütigen Verspätung zum Treffpunkt zu toppen, sodass wir alle den Zug bekommen haben. Die zentrale Endrunde in Uelzen war in diesem Jahr etwas mickrig, weil nur zwei Spiele stattfanden. Drei Mannschaften hatten aufgrund der Pandemie die Teilnahme an einer zentralen Endrunde verweigert, was nachvollziehbar ist, aber leider für all diese Mannschaften den Abstieg bedeutet.
Es spielte nun Uelzen gegen Hamburg und unsere Mannschaft gegen Harksheide. Diese Paarungen waren für alle Beteiligten außer uns im Hinblick auf die Qualifikation zur DVM spannend. Auch uns betraf Corona diesmal sehr direkt, weil ein Spieler unserer zweiten Mannschaft kurzfristig in Quarantäne musste und uns damit zu fünft in der Jugendbundesliga zurück ließ.
Die meiner Meinung nach änderungsbedürftige Regel, dass man unter Namensnennung auch vordere Bretter freilassen darf, ohne mit großartig negativen Folgen rechnen zu müssen, nutzten wir aus, um unsere Spieler an den Brettern 2 bis 6 zu platzieren und unsere Siegchancen taktisch zu optimieren. Dadurch war zumindest kein Gegner mehr ernsthaft vorbereitet.
Während wir unsere Partien in Uelzen gestartet haben, machte sich unsere zweite Mannschaft in der Jugendliga Niedersachsen auf den Weg nach Tostedt, wo gegen den Letztplatzierten ein Sieg für den Klassenerhalt alternativlos war. Besetzt mit Nils, Lukas-Oliver, Janis, Marvin, Jannik und Dennis machten wir unseren Gegnern das Leben schwer und gingen erstmal in einen 0:1 Rückstand. Am zweiten Brett konnte sich Jeremy Thomas gegen Lukas-Oliver Busse durchsetzen.
Zurück brachte uns neben dem Sieg von Dennis ein Weißsieg am Spitzenbrett von Nils gegen Janek Bieler, der ihm nominell gut 100 DWZ-Punkte überlegen war. Die Gegner, die nun also noch irgendwo eine Partie gewinnen mussten, hatten wir damit ganz schön ins Schwitzen gebracht und Marvin, Janis und Jannik ließen keine Gelegenheiten für die Gastgeber mehr zu. Mit 3½ Brettpunkten und den viel wichtigeren 2 Mannschaftspunkten im Gepäck kann unsere zweite Mannschaft am letzten Spieltag den Klassenerhalt sichern, wenn sie die nicht so einfache Aufgabe löst, gegen Papenburg mehr Mannschaftspunkte zu holen als Bemerode gegen Lingen. Aufgrund des Abstieges von Aurich und Hagen gibt es nämlich drei Absteiger in der Jugendlandesliga.
Derweil in Uelzen: Philip hatte einige Probleme mit Weiß, weil seine Vorbereitung Lücken aufwies. Diese konnte er am Brett aber lösen und schließlich doch noch ziemlich gekonnt ausgleichen. Die kritische Stellung stand nach 12...Sfg4 auf dem Brett. Philip fand hier die gute Erwiderung 13.Sf5, die nach ...Lxf5 14. exf5 die weiße Schwäche auf e4 auflöst. Taktisch gerechtfertigt war der Zug dadurch, dass man die Gabel auf f2 mit Txd6 nebst Tf1 beantworten kann, wonach der Springer kein Feld hat. Nachdem noch ein zweites Motiv einer Springergabel abgewehrt wurde, einigten die beiden sich auf die Punkteteilung.
Nachdem er die skandinavische Verteidigung seines Gegners schon ordentlich unter Druck gesetzt hatte und mit der nachfolgend abgebildeten Gewinnstellung ins Endspiel eingebogen war, zeigte Nico eine wunderschöne forcierende Abwicklung, nach der Schwarz wenige Züge später aufgegeben hat. Es ist nicht der einfache Zug Te1, der übrigens auch gewonnen hätte. Es lohnt sich, zu versuchen, die Lösung selbst zu finden. Ansonsten ist sie am Ende des Artikels zu finden.
Thore spielte eine wirklich starke Angriffspartie, deren Höhepunkt in dieser Stellung zu finden war, in der Schwarz mit ...Dxe5 komplett auf Gewinn steht. Die weiße Qualität wird damit, dass der weiße König so verwundebar ist und mit Zügen wie ...Sh3+ zu rechnen hat, mehr als aufgewogen. Thore spielte stattdessen in der Partie direkt ...Sf3+, um sich die Qualität zurückzuerobern, die er geopfert hatte. Nach dieser Fortsetzung hatte Schwarz immer noch Vorteil, aber die Lage war nicht mehr ganz so klar. Dennoch erreichte Thore ein gewonnenes Bauernendspiel, belohnte sich dann aber nicht und verschenkte leider noch ein Remis.
Meine letzte Jugendbundesliga-Partie wollte ich scheinbar dadurch in Erinnerung behalten, besonders schlecht gespielt zu haben. Meine Eröffnungswahl war eine sehr gierige, in der ich mich mit einem Mehrbauern der weißen Kompensation erwehren wollte, bis ich schließlich im Endspield das Material verwerten kann. Mit einem typischen Damengambit-Motiv stellte ich den Mehrbauern aber ein und stand anschließend schlecht. Auch im Endspiel verpasste ich eine Chance auf Remis und verlor damit insgesamt verdient. Im Gegensatz zu Jonas, der zwar auch auf Verlust stand, aber sich noch irgendwie ins Remis davonschummeln konnte.
Wer mitgezählt hat, dürfte bei 2½:3½ gelandet sein, denn unser erstes Brett hat nicht so viele Züge ausgeführt...
Nun hoffen wir, auch wenn die Jugendbundesliga diesen Artikel dominiert hat, darauf, dass unsere zweite Mannschaft gegen Papenburg einen Überraschungssieg schaffen wird. Der Klassenerhalt wäre wirklich wichtig. Und um die Wichtigkeit der zweiten Mannschaft zu untermauern, zeigt das Artikelbild sie bei ihrem Kampf gegen Tostedt.
Lösung zu Nicos Taktik: 31.Txf7! Tfxf7 32.Txf7 Txf7 33.axb5 a4 34.Lxf7 Kxf7 35.b6 a3 36.bxa3 1-0
U10 Kinderschachteam | Freitags, 17–18 Uhr |
Jugend-Spielbetrieb (10 bis 18 Jahre) | Freitags, 17–19 Uhr |
Erwachsenen-Spielbetrieb | Freitags, ab 20 Uhr |
Schachtreff | Dienstags, 19–22 Uhr |
Jeweils im Haus der Vereine, Marktstraße 23