AFM Gia Bao Thieu Wed, 19 Mar 2025 17:52:54
Am vergangenen Wochenende wurde der 7. Titelträger des SK Lehrte in Leinefelde-Worbis geboren. Anton Weigand spielte zusammen mit den Vereinskollegen FM Nico Stelmaszyk, Philip Reimer und Tom Kretschmer das TOBOL Chess Open 2025 mit. An 9 gesetzt gewann Anton seine Erstrundenpartie gegen einen schwächeren Gegner. In der zweiten Runde ging es direkt gegen Vereinskamerad FM Nico Stelmaszyk. Durch den Sieg gegen ihn übersprang Anton nicht nur inoffiziell die 2200 ELO-Marke, sondern gewann auch gegen Philip die Wette, wer als erster CM wird. Damit kann er nun bei der FIDE gegen eine kleine Service-Gebühr den Titel des Meisterkandidaten (Englisch: CM, Candidate Master) beantragen. Er wird damit der 2. Meisterkandidat und der 7. Titelträger des SK Lehrte nach FM Nico Stelmaszyk, FM Friedmar Schirm, FM Rashid Ishask, WFM Magdalena Karasinska, CM Christian Jordan und AFM Gia Bao Thieu sein (passive Mitglieder nicht einberechnet).
Frage: Anton, herzlichen Glückwunsch! Wie fühlt es sich an, jetzt offiziell „Meisterkandidat“ zu sein? Gibt es ein geheimes Schach-Magier-Ritual, das du jetzt beherrschen musst?
Anton: Es fühlt sich sehr gut an, da es auch einiges an Arbeit war. Ein geheimes Schach-Magier-Ritual gibt es allerdings erst ab dem FM-Titel.
Frage: Viele Schachspieler träumen davon, die 2200 ELO zu knacken. Was war dein erster Gedanke, als es passiert ist? „Endlich!“ oder eher „Mist, jetzt erwarten alle noch mehr von mir“?
Anton: Ich dachte mir "So schwer war's ja gar nicht" und man sollte sich nicht zu sehr von den Erwartungen anderer beeinflussen lassen.
Frage: Welche Fähigkeiten hast du mit dem Erwerb des Titels freigeschaltet? Kannst du jetzt z.B. den "Killerblick" anwenden - wie ihn Vincent Keymer gemeistert hat? Oder kennst du ab jetzt die Philidor-Stellung?
Anton: Jedes Mal, wenn ich jetzt jemandem mit unter 2100 ELO Remis anbiete, muss dieser es annehmen – auch wenn ich völlig auf Verlust stehe. Das ist schon sehr praktisch.
Frage: Angenommen, du sitzt in einem wichtigen Turnier, hast Zeitnot, und dein Gegner lächelt plötzlich diabolisch. Was geht dir durch den Kopf?
a) „Er hat sich verrechnet.“
b) „Ich habe mich verrechnet.“
c) „Was gibt’s heute eigentlich zu essen?“
Anton: Wenn dann c), aber eigentlich habe ich nie Zeitnot.
Frage: Wie oft hast du in deiner Schachkarriere schon bereut, dass du einen Zug gemacht hast – noch während du ihn ausführst? (Skala von 1 bis „Warum hasse ich mich selbst?“)
Anton: Erst vor ein paar Wochen in einem Mannschaftskampf habe ich einzügig eine Figur und damit die Partie eingestellt. Das war schon sehr dämlich. Wenn man so auf die Fresse fliegt, dann ist das Motto: "Hinfallen, Aufstehen, Krone richten, Weitermachen."
Frage: Was ist dein peinlichster Schachmoment? Gibt es eine Partie, die du am liebsten aus der Geschichte löschen würdest (z.B. als du die Philidor-Stellung nicht gekannt hast)?
Anton: Dass ich die Philidor-Stellung in der letzten laufenden Schachpartie des Comitec-Opens vor zig Zuschauern nicht verteidigt habe, war schon mein peinlichster Schachmoment. Allerdings konnte ich jetzt beim TOBOL Chess Open am letzten Wochenende die Philidor-Stellung erfolgreich verteidigen und habe damit stolze 1/2 beim Verteidigen von Philidor-Stellungen.
Frage: Dein bester „Trash Talk“-Moment am Brett? Oder bist du der stille Killer, der seine Gegner nur mit Blicken zermürbt?
Anton: Das war definitiv in der Jugend, wo ich gegen Nico eine Langzeitpartie spielte und er sich lange 40 Minuten Zeit für einen Zug nahm. Mir kam dies damals wohl zu lang vor, sodass ich, als er endlich zog, meinen Zug direkt rausblitzte und sagte: "Darf ich mich jetzt nochmal 40 Minuten langweilen, bevor du wieder ziehst?"
Frage: Gibt es im echten Leben Situationen, in denen du automatisch in Schachdenken verfällst? Zum Beispiel: „Wenn ich hier links abbiege, verliere ich Tempo…“
Anton: Wenn man eine Dame (für sich) gewinnen will, kann man sich denke ich viel vom Schach abschauen.
Frage: Stell dir vor, Magnus Carlsen lädt dich zu einer Partie ein, aber du musst eine Bedingung stellen, damit es fair bleibt. Welche Bedingung stellst du? (Er muss z. B. mit einem Würfel ziehen oder nach jedem Zug ein Wiener Würstchen essen.)
Anton: Jetzt, wo ich CM bin, bräuchte ich keinen unfairen Vorteil, um gegen Magnus zu gewinnen.
Frage: Wenn du eine Schachfigur im echten Leben sein könntest – welche wäre es und warum?
Anton: Ich kann sagen, welche ich nicht gerne sein würde – ein Bauer. Die werden in meinen Partien nämlich eigentlich immer geopfert.
Frage: Jetzt, wo du Meisterkandidat bist, wie lautet dein nächstes Ziel? Und wie groß ist die Chance, dass du auf dem Weg dahin eine Midlife-Crisis bekommst?
Anton: Erstmal einfach weiter Spaß an Schach haben. Ansonsten irgendwann FM werden, und dass dazwischen mal eine (Elo-)Krise kommt, ist ja fast schon sicher.
Frage: Gibt es einen Gegner, den du unbedingt schlagen willst? Falls ja, soll ich ihm schon mal eine Warnung schicken?
Anton: Philip Reimer und Torben Knüdel würde ich beide gerne einmal abziehen. Die Warnung kannst du gerne verschicken.
Frage: Die entscheidende Partie zur 2200 ELO war der Sieg gegen unseren Spitzenspieler und Vereinskameraden FM Nico Stelmaszyk. Wie viel Geld hast du ihm gegeben?
Anton: Das war schon echt teuer... Netterweise hat mir Philip Reimer 100€ dazu gesponsert.
Frage: Letzte Frage: Welchen Rat würdest du einem Schachspieler geben, der noch an der 1800er-Hürde knabbert? Oder würdest du lieber ein paar falsche Tipps geben, um deine Konkurrenz zu schwächen?
Anton: Einfach Spaß an Schach haben und aus seinen eigenen Partien lernen.
U10 Kinderschachteam | Freitags, 17–18 Uhr |
Jugend-Spielbetrieb (10 bis 18 Jahre) | Freitags, 17–19 Uhr |
Erwachsenen-Spielbetrieb | Freitags, ab 20 Uhr |
Schachtreff | Dienstags, 19–22 Uhr |
Jeweils im Haus der Vereine, Marktstraße 23